Die prähistorische Zeit


Die prähistorische Zeit
Am Anfang der bildlichen Sprache der Menschheit steht das Zeichen. Es entstammte dem Bedürfnis, den territorialen Besitz zu markieren. Aus die- ser vorgeschichtlichen Zeit sind nur wenige Kunstwerke erhalten geblieben, denn Zeichen und Bilder auf vergänglichen Bildträgern wie Baumrinde, Holz und Haut existieren nicht mehr.
Die Funde aus einer langen Entwicklungsgeschichte sind äußerst lückenhaft, was zu dem Schluss verführen könnte, als sei die vorgeschichtliche Malerei aus einem Nichts zur vollen Reife gelangt. Es blieb leider nur das erhalten, was auf festem Untergrund entstanden war.



Die Bilderwelt der Höhlenmalerei
Die meisten Felsbilder finden sich weit weg vom a- geslicht in oft mehreren Hundert Meter langen Höhlen.
So fanden Forscher in dem aufgegebenen Stein- bruch Cro-Magnon im südfranzösischen Les Eyzies- de-Tayac zum ersten Mal einen athletisch gebauten Menschen mit einem eher schmalen Schädel, einer Körpergröße von etwa 1,70 m bis 1,80 m und einem markanten, spitzen Kinn.
Dieser „moderne“ Mensch (etwa 40 00 Jahre v. Chr.) stellte dem Mammut, dem mächtigen Höhlenbären
und anderem Großwild der ausgehenden Eiszeit nach. Das spiegelt sich auch in den Werkzeugfunden aus dieser Gegend und in den Felszeichnungen wider.
Vor allem in den jüngeren Epochen der Altsteinzeit kennt man bereits alle Gattungen der bildenden Kunst: Zeichnung, Malerei, Rundskulptur und Relief. Es gibt keinen Begriff für eine f eie und angewandte Kunst, alles war zweckbestimmt. Auch das kleinste Wand- bild hängt mit Glaubensvorstellungen zusammen. Im Grunde gab es zwei Motive, um die sich alles drehte: Es war die Frau und das Jagdwild.



Die weibliche Darstellung
In den präzise ausgearbeiteten und überzeichneten Darstellungen von Brüsten, Scham, Schenkeln und Gesäß verbirgt sich eine Verehrung gegenüber der Frau und den weiblichen Sexualsymbolen der Mut- ter. Die Mutter hatte eine überragende Rolle, denn die Standeszugehörigkeit wurde durch die mütterli- che Linie bestimmt. Als weibliche Symbole betrach- ten die Wissenschaftler heute die „breiten“ Zeichen wie Viereck, Oval, Dreieck und jede konkave Figur.


Die Venus von Willendorf
Diese berühmte Kalksteinskulptur aus Willendorf in Nieder- österreich, etwa 20 000 Jahre v. Chr. entstanden, ent- spricht dem gleichen Streben wie das griechische Marmo- rideal nach einer möglichst großen Naturnähe. Die große, Becken und Bauch vereinende Schwellform trägt eine ge- fäßartige Form von Schultern und Brüsten. Die Arme sind kaum angedeutet über die Brüste gelegt, da sie für dieses Schema unwichtig sind. Auch die Oberschenkel sind zu einer Schwellform vereint, während die Unterschenkel als weniger wichtig auf zwei Kleinformen reduziert sind.



Die männliche Darstellung
Als männliche Symbole gelten lange, schma-
le Zeichen wie parallele Linien, Federn, Stock und Stab. Als die archaischen Jäger zu Bauern wurden, verschwand die Jagdtechnik und deren Symbolwelt. Die Menschen entwickelten eine auf Vererbung basierte und damit statischere Sichtweise der Welt.
Die Kunst als Magie
Die Kunstwerke dieser Zeit, geschaffen aus
der Vorstellung, dass der Besitz des Bildes die Macht über den Gegenstand des Dargestellten verleiht, ist nicht ein Kunstwollen, vielmehr ein Kunstmüssen. Es sind Instrumente der Magie, der Bildmagie. Mit den Mitteln der Kunst nahm der Jäger mental die Begegnung mit dem Tier vorweg und malte in dem Glauben, sich da- durch seinen Jagderfolg zu sichern. Tief verwo- ben mit einem ausgeprägten Jagdzauber glich das Malen eher einer Kulthandlung.


Die altsteinzeitliche Kunst kennt nicht die Kom- position als ordnendes Prinzip. Es ist in den großen Höhlen die Ansammlung von Bildern
– durchweg als Einzelbilder – die ohne einheitlichen Maßstab neben- oder übereinander ange- bracht wurden. Im Schein schwacher Tranlampen entstanden Hunderte dieser Wandbilder: geritzt, gezeichnet mit den Händen, gemalt 
mit in Knochenröhrchen steckenden Tierhaar- büscheln oder gesprüht mit dünnen Röhrenknochen. Gemalt wurde mit Kohle, Erde oder Pflanzensaft, vermengt mit tierischen Fetten.

Aus den etwa zweihundert in Spanien, Italien, Portugal, Rumänien und Russland bekannten Höhlen mit prähistorischer Malerei sind die von Lascaux in Frankreich und Altamira in Nordspanien die bekanntesten. Erst 1994 wurde die Höhle von Chauvet im Tal der Ardèche in Südfrankreich entdeckt. Die über 30 000 Jahre alten Höhlenmalereien zeigen weit über 400 Tier- und Symboldarstellungen. In dem Film „Die Höhle der vergessenen Träume“ von Werner Herzog wird diese Entdeckung eindrucksvoll gewürdigt.

Die Malereien in der Höhle von Altamira sind in der letzten Epoche der Altsteinzeit (Paläolithikum), im Jungpaläolithikum entstanden. Zu sehen sind Tiere, die in der Eiszeit gelebt haben –Pferde, Hirschkühe und vor allem Bisons, ebenso abstrakte Zeichen. Die Bilder sind mit braunen, gelblichen und roten Ockerfarben, schwarzer Erde und Kohleschwarz gemalt, teilweise auch graviert. Insbesondere bei den Bisons sind die Farben in vielen Tönen abgestuft, sodass die Tiere erstaunlich plastisch und realistisch wirken. Die liegenden Bisons wurden auf natürliche Felsbuckel gemalt und sind dadurch Malerei und Relief. 







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