Mittelalter


Der Wille zur Schönheit und die Neigung zur Abstraktion

Die Zyklen der Fenster sind sichtbar gewordene Summa Theologica in Farben und Glas für die „geschrieben“,
die sehen aber nicht lesen konnten. Die leuchtenden Farben in den Kirchenfenstern der mittelalterlichen Kathedralen sind durch Zugabe von Metalloxiden bei der Glasschmelze erzeugt worden.

Blau entstand durch Beimischung von Cobaltoxid, das Rubinrot durch Kupferoxid, Purpurrot durch Manganoxid,
Grün durch Kupfer- oder Eisenoxid, Gelb und Braun durch Schwefel und Ruß.




Die Ausschmückung der Kirchen mit bunten Glasfenstern breitete sich von Frankreich über Deutschland, Österreich,
die Schweiz und Böhmen bis nach Großbritannien aus.




Der Impuls der Theologie sah im Gold für die Bildwerke den idealen Farbwert. Gold ist absolut souverän, es leuchtet aus sich selbst
und ist unabhängig von einer anderen Lichtquelle. Diese Souveränität überträgt sich auf andere Farben, sie strahlen klar voneinander geschieden ihrer reinen Schönheit.
Das Gold hält die starken Kontraste zusammen so ist die Wirkung von tiefer Ruhe und Harmonie erreicht worden.
Die in Byzanz konzipierte und formulierte Bildtheologie wurde bereitwillig aufgenommen und die Ikonenmalerei trieb in den Klöstern von Nowgorod, Moskau und Kiew ihre schönsten Blüten.




Blau hatte durch das gesamte Mittelalter hindurch eine
große Bedeutung. Es gehörte wie andere leuchtende
Farbstoffe zu den teuersten.








Das Christentum wurzelt zwar in dem bilderfeindlichen
Israel, wächst aber darüber hinaus und wird zu einer
Religion des hellenistischen Raumes.

Konstantin erhebt 330 Konstantinopel zur Hauptstadt des Imperiums.


Eine neue Kunst entstand gespeist aus einer schöpferischen
Synthese aus griechischen und orientalischen Quellen.

Die Gegensätze prallen hier aufeinander, der griechische
Wille zur Schönheit und die östliche Neigung zur
Abstraktion im Spiel der Farben, Linien und Flächen sind
die Geburtshelfer der Ikonenmalerei.
Besonders an den Ikonen entzündete sich die ehrende
Inbrunst der breiten Bevölkerung.




In der Ikone fehlte jegliche natürliche Lichtquelle, daher
erhielt die Farbgebung ihren Wert durch die Beziehung
der dargestellten Gegenstände untereinander von
der Fläche.
Im späten Mittelalter war der Preis für ein Rot (Zinnoberrot)
höher als für das Ultramarin, das mag der Grund
sein warum man den beiden Farben eine religiöse Bedeutung zusprach.
In zahlreichen Gemälden finden wir die Madonna, als Himmelskönigin, mal in Blau mal in Rot gewandet.









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